Rezension zu: GipfelPink (Stina Jensen)

Susa und Tobi – Protagonisten einer gut zwanzig Jahre dauernden Beziehung mit zwei Kindern im Schlepptau – leben im abgenutzten Ehealltag, der zum einen Sicherheit bietet, zum anderen jedoch auch frustrierende Routine bereithält. Als Susa zu ihrem 40igsten Geburtstag, etwas Besonders machen möchte, um diesen Tag in Erinnerung zu behalten, zieht keiner der Familienmitglieder mit. Stattdessen landet Susa in einem „Ü-30 Urlaub“ allein auf Teneriffa. Jedoch hat sie sich beim Buchen etwas oberflächlich mit dem Thema auseinander gesetzt und findet sich nicht im Urlaub mit Strand und Wellnesshotel wieder, sondern im aktiven Wanderurlaub. Und auf einmal sind da Sebastian, Felipe und Paul, die sich um sie bemühen und auch Tobi taucht wieder auf.

Die Protagonisten sind gut beschrieben, auch die Nebenfiguren wie z.B. Antonia, Bernd werden für den Leser ein eigenständige Charaktere nachvollziehbar. Susa hadert mit ihrem Alltag – sei es in der Arbeit wie in der Beziehung-, sie fühlt so ein unbestimmtes Gefühl von „im Leben an der ein oder anderen Stelle eine nicht richtige Entscheidung getroffen zu haben“. Das ist sehr gut nachvollziehbar und der Leser wird in ihrem Gefühlswirrwar gut mitgenommen.

Die Geschichte ist gut zu lesen, hat einen klaren roten Faden und lebt durch geschickte Rückblenden, aufgrund von Tagebucheinträgen und der Erzählung der Gegenwartsgeschehnisse. Mit Hilfe der Tagebucheinträge werden zwanzig Jahre Ehe so komprimiert in Zeitraffer dargestellt, das man alle Infos hat, um die Gegenwart zu verstehen, es jedoch keinen Augenblick langatmig wird.

Stena Jensen greift zudem in dem Roman ein Thema auf, in dem viel Brisanz steckt: absichtsloser Seitensprung, der einfach passiert und nicht dazu dient, den anderen zu verletzen, auch wenn die Handlung, das Geschehen an sich absolut verletzend ist. Nur es wird sehr gut umrissen, wie aus dem abgenutzten Ehealltag, der zum einen Sicherheit bietet, zum anderen jedoch auch frustrierende Routine bereithält, die Ehepartner sich einander zu sicher sind und das Bemühen um den Anderen mehr und mehr in den Hintergrund getreten ist. Zudem sieht man in der Geschichte sehr deutlich, dass Susa ihre Bedürfnisse lange hinter der Familie sowie dem elterlichen Betrieb zurückgestellt hat oder gar nicht mal erkannte. Susa lebt ein typisches Dilemma: für die Familie da sein, gepaart mit Mangel an Kümmern um die eigenen Bedürfnisse, um dann nach einer Reihe von Jahren zu erkennen, dass man in vieles mehr oder weniger "so hineingerutscht ist", als "brave" Tochter und Mutter.

Für mich stellt das Buch keinen klassischen Liebesroman dar, aber es enthält die einfache Botschaft, seine Beziehungen zu hinterfragen, ob Alltagsroutine das Einmalige der Beziehung überdeckt hat. Das Buch ist mit seiner Handlung ein angenehmer Begleiter sich der Thematik „langjährige Ehe und Alltagsroutine“ zu nähern und es ist so unaufdringlich darin, einen zum Nachdenken anzuregen. Eine klare Leseempfehlung.

 

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